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„Falscher Hase“: Steuerfahndung deckt internationalen Umsatzsteuerbetrug auf

© Andrey Popov / stock.adobe.com

Mit der Operation „Huracán“ wurde im Jahr 2023 ein umfangreicher Fall von organisiertem internationalem Mehrwertsteuerbetrug aufgedeckt. Doch die nordrhein-westfälische Steuerfahndung setzte ihre Ermittlungen auch nach dem groß angelegten Zugriff fort und stieß dabei auf zahlreiche weitere Verdachtsfälle in den sichergestellten Beweismitteln.

Operation „Huracán“ deckt internationales Netzwerk auf

Im Juni 2023 sorgte eine koordinierte Razzia in sieben Ländern unter dem Codenamen „Huracán“ für Schlagzeilen. Im Zuge dieser Maßnahme wurden unter anderem Luxusfahrzeuge und Immobilien beschlagnahmt. Im Zentrum der Ermittlungen stand ein professionell organisiertes Netzwerk mit Verbindungen zur italienischen organisierten Kriminalität. Dieses hatte über ein komplexes Geflecht aus Scheinfirmen systematisch Mehrwertsteuer bei Fahrzeugverkäufen hinterzogen. Nach bisherigen Erkenntnissen belief sich der Steuerschaden über einen Zeitraum von sieben Jahren auf rund 40 Millionen Euro. Die Hauptverantwortlichen wurden inzwischen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Weitere Verdächtige durch Folgeermittlungen identifiziert

Für die nordrhein-westfälische Steuerfahndung stellte die „Huracán“-Aktion jedoch nur den Anfang dar. Die eigens eingerichtete Ermittlungskommission „Falscher Hase“ konnte durch langjährige Ermittlungen, Observationen und die Auswertung umfangreicher Beweismittel zahlreiche weitere Zwischenhändler identifizieren, die in das kriminelle Netzwerk eingebunden waren. Das bisherige steuerliche Mehrergebnis liegt bei knapp 240 Millionen Euro. Es wird erwartet, dass das Gesamtergebnis nach Abschluss aller Maßnahmen die Marke von 300 Millionen Euro übersteigen und mehreren EU-Staaten zugutekommen wird.

Finanzminister lobt Ausdauer und Entschlossenheit der Fahnder

Finanzminister Dr. Marcus Optendrenk erklärte, die Arbeit der Ermittlungskommission „Falscher Hase“ zeige eindrucksvoll, wie beharrlich und effektiv die Steuerfahndung arbeite. Die Täter hätten ein komplexes System aus Scheinfirmen genutzt, das über mehrere EU-Grenzen hinweg operierte. Laut Optendrenk sei es den Ermittlern gelungen, auch nach dem ersten Erfolg weitere Verflechtungen innerhalb des europäischen Binnenmarkts aufzudecken. So hätten sich verschiedene Tätergruppierungen teilweise dieselben Zwischenhändler geteilt.

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So funktionierte das Betrugssystem

Kern des Betrugs war eine sogenannte Pufferfirma mit Sitz in Nordrhein-Westfalen. Diese kaufte Fahrzeuge im Inland und ließ sich die dafür gezahlte Mehrwertsteuer zurückerstatten – eine Möglichkeit, die unter bestimmten gesetzlichen Voraussetzungen zulässig ist. Anschließend verkaufte die Firma die Fahrzeuge ins EU-Ausland, leicht über dem deutschen Nettopreis. Durch die Mehrwertsteuerbefreiung im europäischen Binnenmarkt blieb der Verkauf dennoch attraktiv. Die Empfängerfirmen im Ausland – sogenannte „Missing Trader“ – verkauften die Fahrzeuge weiter, führten jedoch die kassierte Mehrwertsteuer nie an die jeweiligen Staaten ab. Die nordrhein-westfälische Steuerfahndung konnte in Folge der „Huracán“-Ermittlungen mehrfach solche Zwischenhändler aufspüren, die ausschließlich im Schattenmarkt operierten.

Enorme Ermittlungsleistung mit internationaler Zusammenarbeit

Stephanie Thien, die Leiterin des Landesamts zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW), verdeutlichte die Dimension der Ermittlungen. Ein derartiger Komplex sei für die Behörde weniger ein Marathon als vielmehr ein „Zehnfach-Ironman“. Allein die Strafakte zur ersten Ermittlungswelle habe über 100.000 Seiten in 330 Ordnern umfasst. Die Täter seien hochprofessionell organisiert gewesen und hätten Geld sowie Waren zwischen real existierenden, aber nicht angemeldeten Firmen in Deutschland und offiziell gemeldeten, jedoch faktisch nicht existenten Unternehmen in mehreren anderen Ländern bewegt. Laut Thien führe in solchen Fällen nur kriminalistisches Fachwissen auf höchstem Niveau, internationale Zusammenarbeit und ein langer Atem zum Erfolg.

Der Rechtsstaat greift durch

Finanzminister Dr. Optendrenk betonte abschließend, der Erfolg der Ermittlungskommission „Falscher Hase“ sei ein starkes Zeichen für den Rechtsstaat. Die Rückholung eines dreistelligen Millionenbetrags aus kriminellen Strukturen sei nicht nur finanziell bedeutend, sondern auch gesellschaftlich. Wer Steuern hinterziehe, schade der Allgemeinheit. Die Bürgerinnen und Bürger könnten sich darauf verlassen, dass der Staat entschlossen gegen solche Machenschaften vorgehe. Optendrenk sprach den Ermittlerinnen und Ermittlern dafür ausdrücklich seinen Dank aus.

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Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Ministeriums der Finanzen des Landes NRW vom 12.06.2025

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