Die neue Regionalabteilung Rhein-Ruhr des Landesamts zur Bekämpfung der Finanzkriminalität Nordrhein-Westfalen (LBF NRW) ist Sitz der Zentralstelle Kryptologie der IT-Fahndung. Bei einem Vor-Ort-Termin informiert sich der nordrhein-westfälische Finanzminister Dr. Marcus Optendrenk darüber, wie dort digitale Wallets entschlüsselt werden, um Steuerbetrug aufzudecken.
Kryptologie-Zentrale in Bochum im Fokus
Führt die Spur des Geldes die nordrhein-westfälische Steuerfahndung bei Ermittlungen zu verschlüsselten Datenträgern oder Computern mit digitalen Kryptowährungs-Wallets, landet der Fall häufig in Bochum. Dort ist die Zentralstelle für Kryptologie der IT-Fahndung Nordrhein-Westfalen (ZKI) angesiedelt. Das ursprünglich als Pilotprojekt gestartete Vorhaben zur Erhöhung des digitalen Fahndungsdrucks auf Steuerbetrüger ist mittlerweile seit zwei Jahren im Regelbetrieb. Seit Anfang 2025 ist es zudem Teil des neuen IT-Kompetenzzentrums im LBF NRW.
Beim Besuch vor Ort ließ sich Minister Dr. Optendrenk erläutern, wie mit technologischem Know-how, spezieller Software und gezieltem Fachwissen verschlüsselte Datenträger sowie Wallets für Kryptowährungen analysiert werden. Er betonte, dass die Bedeutung digitalen Geldes in Zukunft weiter zunehmen werde – auch im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität und Terrorfinanzierung. Die IT-Fahndung habe diese Entwicklung frühzeitig erkannt und den Aufbau der ZKI eigenständig initiiert. Inzwischen sei deren Expertise bundesweit bei Steuerfahndungsbehörden, Staatsanwaltschaften und der Polizei gefragt.
Vielfältige Aufgaben der Regionalabteilung Rhein-Ruhr
Die Kryptologie-Ermittlung stellt nur einen von mehreren Schwerpunkten der Regionalabteilung Rhein-Ruhr dar. Im Rahmen seines Besuchs informierte sich Minister Dr. Optendrenk an den Standorten Bochum und Essen über die Arbeit der mehr als 230 Beschäftigten. Diese sind unter anderem im Kampf gegen Steuerbetrug, Geldwäsche und Cyberkriminalität aktiv, insbesondere in der Region zwischen Kleve, Unna, Geldern, Marl, Wesel und Dortmund.
Zudem kooperiert die Abteilung in Netzwerken wie der Sicherheitskooperation Ruhr (SiKo Ruhr), beispielsweise bei der Bekämpfung der Clankriminalität im Ruhrgebiet.
Erfolge im Kampf gegen Umsatzsteuerbetrug
Besondere Ermittlungserfolge konnte die Regionalabteilung zuletzt im Bereich des Umsatzsteuerbetrugs erzielen. In Zusammenarbeit mit der Europäischen Staatsanwaltschaft (EUSta) wurde ein professionell organisiertes Betrugsmodell chinesischer Hintermänner aufgedeckt. Der verursachte Steuerschaden beläuft sich auf über 30 Millionen Euro.
Die beteiligten Unternehmer sollen Konsumgüter wie Tablets, Kleidung und Smartphones nach Deutschland und Tschechien importiert und dabei die Warenwerte bewusst niedrig angegeben haben. Die Verkaufspreise lagen zum Teil beim Zehnfachen der deklarierten Importpreise. So seien nicht nur die Einfuhrumsatzsteuer, sondern auch Zölle systematisch hinterzogen worden.
Im Dezember erfolgten Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen, Frankreich und Tschechien. Diese hätten den Verdacht auf banden- und gewerbsmäßige Steuerhinterziehung erhärtet. Die Auswertung der beschlagnahmten Beweismittel ist weiterhin im Gange.
Anja Niemann, Leiterin der Abteilung Rhein-Ruhr, erklärte, dass die Ermittlungen und Datenanalysen in solchen groß angelegten Betrugsfällen äußerst ressourcenintensiv seien. Die Möglichkeit, im Rahmen des neu gegründeten LBF NRW landesweit Steuerfahndungsressourcen gezielt zu bündeln, sei daher eine große praktische Hilfe.
Wertschätzung für die Arbeit der Steuerfahndung
Finanzminister Dr. Optendrenk zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Steuerfahnderinnen und Steuerfahnder sowie ihrem Engagement bei der Umsetzung der Reform zur Gründung des LBF NRW. Er hob hervor, dass es sich um eine der größten strukturellen Veränderungen in der Geschichte der nordrhein-westfälischen Finanzverwaltung handele – eine Veränderung, die nur durch breite Unterstützung und Motivation möglich gewesen sei. Das neue Landesamt solle die bereits geleistete, hervorragende Arbeit weiter stärken und das Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger effektiv vor kriminellem Zugriff schützen.
Die gewonnenen Eindrücke aus Bochum und Essen sollen laut Ministerium dazu beitragen, auch in Zukunft die richtigen Weichen zu stellen.
LBF NRW als neue zentrale Ermittlungsbehörde
Mit dem Jahresbeginn 2025 hat das LBF NRW die gesamte Steuerfahndung des Landes Nordrhein-Westfalen unter seinem Dach zusammengeführt. Rund 1200 Expertinnen und Experten widmen sich dort der Bekämpfung von Steuerbetrug, Geldwäsche und Cybercrime. Es handelt sich um die erste Behörde dieser Art auf Landesebene in der Bundesrepublik.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Ministeriums der Finanzen des Landes NRW vom 25.03.2025